Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Ein Testfall (Test Case) umfasst einen einzelnen Test mit den dazugehörigen Testschritten so, dass es für Dritte transparent ist, wie ein Testfall genau durchgeführt wird / werden soll.
Dieser Beitrag beschreibt den Aufbau und die Verwendung von Testfällen.
Der Testfall / die Testfallspezifikation wird durch den Tester entwickelt, d.h. so beschrieben, dass sich einzelne Testschritte ergeben, die dann bei einer → Testdurchführung einfach zum Einsatz kommen können.
1. Einleitung und Grundlagen
1.1 Definitionen
Das → ISTQB schreibt zum Testfall /ISTQB-→ Glossar/:
“Eine Menge von Vorbedingungen, Eingaben, Aktionen (falls anwendbar), erwarteten Ergebnissen und Nachbedingungen, welche auf Basis von Testbedingungen entwickelt wurden.”
In der Wikipedia steht zum Testfall /#Wiki-Testfall/:
“Ein Testfall (engl. Test case) beschreibt einen elementaren, funktionalen → Softwaretest, der der Überprüfung einer z.B. in einer Spezifikation zugesicherten Eigenschaft eines Testobjektes dient. Testfälle werden unter Anwendung von Testmethoden und geeigneten Software-Hilfsmitteln erstellt.”
1.2 Abstrakter und konkreter Testfall
Der abstrakte Testfall definiert einen Testfall so, dass zwar die Testgrenzen benannt werden, diese aber nicht unmittelbar zum Test führen können.
Beim ISTQB wird definiert /ISTQB-Glossar/:
“Abstrakter Testfall: Ein Testfall mit abstrakten Vorbedingungen, Eingabedaten, erwarteten Ergebnissen, Nachbedingungen und Aktionen (falls anwendbar).“
und weiter:
“Konkreter Testfall: Ein Testfall mit konkreten Werten für Vorbedingungen, Eingaben, erwartete Ergebnisse und Nachbedingungen sowie eine detaillierte Beschreibung der Aktionen (falls anwendbar).”
Abbildung 1: Abstrakter und konkreter Testfall
1.3 Der Testprozess
Der → Testprozess beginnt immer mit der Testplanung, die dazu dient, ein (übergeordnetes) → Testkonzept zu erstellen (Abbildung 2). Dann folgen die Testanalyse und das Testdesign, anschließend kommt es zur → Testrealisierung und zur Testdurchführung. Eine Testauswertung mit dem → Testbericht schließt den Testzyklus ab.
Ein Testprozess ist in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 2: Der fundamentale Testprozess
In Abbildung 3 ist die Testfallspezifikation als “Zwischenschritt” von den Testbedingungen zum → Testprotokoll dargestellt.
Abbildung 3: Von den Testbedingungen zum Testprotokoll
2. Die Testfallspezifikation
In der Testfallspezifikation wird der Testfall mit seinen Einzelschritten “ausreichend gut genug” beschrieben. Hierzu kann ein Formular verwendet werden (Unterkapitel 2.1), welches verschiedene Attribute enthalten kann (Unterkapitel 2.2).
2.1 Aufbau der Testfallspezifikation
Der Testfall mit seinen Einzelschritten wird in der Regel in einer Tabelle / in einem Formular beschrieben, deren Aufbau in Abbildung 4 zu sehen ist. Das Formular ist typischerweise in einen Kopf- und Rumpfbereich unterteilt. Der Kopfbereich enthält übergreifende Informationen zum Testfall, während im Rumpfbereich die einzelnen Testschritte in tabellarischer Form aufgelistet sind.
Abbildung 4: Die Testfallspezifikation — ein Formular (schematisch)
2.2 Testfallattribute
Bei der Testfallspezifikation können unterschiedliche Attribute zum Einsatz kommen. Diese können wiederum unterteilt werden in Attribute für den Kopf- und Attribute für den Rumpfbereich.
Für den Kopfbereich können folgende Attribute eingesetzt werden:
- Test-ID
- Testfalltitel
- → Teststufe
- Testfalltyp
- Testfallbeschreibung
- Referenz zur Requirements-ID
- Ergebnis der Testdurchführung
- → Dauer der Testdurchführung
Beim Rumpfbereich sind — als Spaltenüberschriften — zu finden:
- Testschrittnummer
- Testfallschrittbeschreibung
- Vorbedingungen
- Nachbedingungen
- Erwartetes Ergebnis
- Ergebnis der Testschrittdurchführung
- Dauer der Testschrittdurchführung
- Tatsächliches Ergebnis
- Testschritt erfolgreich?
3. Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ) zum Testfall
Einige Fragen zu den Testfällen / der Testfallspezifikation werden häufig gestellt – diese werden hier wiedergegeben.
- F: Müssen immer Testfälle spezifiziert werden?
A: Ja. Ansonsten kann kein professioneller Softwaretest durchgeführt werden. - F: Wer muss die Testfälle spezifizieren?
A: Dies ist (immer) die Aufgabe des Testmanagers oder des Testers. - F: Welche Tools sollten für die Testfälle eingesetzt werden?
A: Generell empfiehlt es sich, ein datenbankgestütztes Test-Tool einzusetzen. Beim Einsatz von Tabellen muss stark darauf geachtet werden, welche Unterschiede sich zwischen den einzelnen Durchführungen ergeben haben, was sehr aufwendig werden kann.
Haben Sie noch weitere Fragen oder möchten Sie Ergänzungen an der FAQ vornehmen? Am besten schreiben Sie mir hierzu eine E‑Mail an: kontakt@peterjohann-consulting.de.
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
A.1 Präsentationen
- -
A.2 Literatur
Testfälle werden in folgenden Büchern beschrieben:
- /Daigl16/ Matthias Daigl, Rolf Glunz: ISO 29119 – Die Softwaretest-Normen verstehen und anwenden, dpunkt, Heidelberg 2016, ISBN 978–3‑86490–237‑6
- /Spillner19/ Andreas Spillner, Tilo Linz: Basiswissen Softwaretest: Aus- und Weiterbildung zum Certified Tester – Foundation Level nach ISTQB-→ Standard, dpunkt, Heidelberg 6. Auflage 2019, ISBN 978–3‑86490–583‑4
- /Witte19/ Frank Witte: → Testmanagement und Softwaretest: Theoretische Grundlagen und praktische Umsetzung, Springer Vieweg, Wiesbaden 2. Auflage 2019, ISBN 978–3‑658–25086‑7
- /Witte20/ Frank Witte: Strategie, Planung und Organisation von Testprozessen. Basis für erfolgreiche Projektabwicklung im Softwaretest, Springer Vieweg, Wiesbaden 2020, ISBN 978–3‑658–31227‑5
A.3 Weblinks
Folgende Weblinks werden in diesem Beitrag zitiert:
- /ISTQB/ ISTQB — International Software Testing Qualifications Board: Website
- /ISTQB-Glossar/ Das Glossar zum Softwaretest des ISTQB (Online; deutsch, andere Sprachen)
- /#Wiki-Testfall/ Testfall in der deutschen Wikipedia
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
/#V/ Verweis auf ein Video auf einer Website
Letzte Aktualisierung: 20.02.2023 © Peterjohann Consulting, 2005–2024