Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Es gibt einige Merkregeln(-Sammlungen) zum → Projektmanagement, die bei der Umsetzung von Einzel-Projekten oder beim Projektmanagement selbst beachtet werden sollten.
Einige dieser Merkregeln werden in diesem Beitrag vorgestellt.
Merkregeln helfen, wesentliche Aspekte eines Projekts oder für das Projektmanagement allgemein zu berücksichtigen. Die Merkregeln können als Checkliste betrachtet werden.
Bei den Merkregeln wird häufig zwischen Erfolgsfaktoren (“das sollten Sie unbedingt beachten”) und Misserfolgsfaktoren (“wenn Sie dies tun, werden Sie Schwierigkeiten bekommen”) unterschieden (Abbildung 1).
Abbildung 1: Merkregeln für das Projektmanagement: Unterteilung
In der Regel werden eher die Erfolgsfaktoren genannt.
1. Meine Merkregeln für das Projektmanagement
Meine Merkregeln resultieren aus meinen Erfahrungen und den von mir gehaltenen Schulungen / Trainings zum Projektmanagement. Folgende Regeln sollten beachtet werden:
- Starten Sie mit einem Projekt nur, wenn die → Startvoraussetzungen erfüllt sind
- Ein Projekt beginnt nicht mit der Planung: Ohne → Machbarkeitsbetrachtungen, → Risikoanalyse, → Qualitätsbetrachtungen, → Stakeholderanalyse und → Zielbestimmung sollte ein Projekt nicht gestartet werden
- Zum Start eines Projekts muss ein → Projektauftrag vorliegen — und dieser muss vom → Projektmanager und vom → Projektsponsor unterschrieben werden
- Nutzen Sie einen → Phasenplan — am besten einen, der schon etabliert ist
- Erstellen Sie immer einen → Projektstrukturplan
- Verwenden Sie einen → Kommunikationsplan
- Beschränken Sie sich auf wesentliche Dokumente zur → Projektsteuerung
- Beachten Sie bei der Projektdurchführung fortwährend den → kritischen Pfad
- Benennen Sie frühzeitig die → Liefergegenstände und liefern Sie diese auch (an den entsprechenden Meilensteinen) aus
- Denken Sie schon zu Beginn an den → Projektabschluss: Was muss getan und geliefert werden, um das Projekt erfolgreich abschließen zu können?
2. Merkregeln anderer Autoren
In einigen Büchern / von einigen Autoren gibt es Merkregeln zum Projektmanagement. Hier sind einige davon aufgeführt.
2.1 Die zwölf Lektionen nach Wiegers
Wiegers /Wiegers21/ benennt zwölf Lessons / Lektionen zum Projektmanagement bei der → Softwareentwicklung, die auf seiner langen Erfahrung in Softwareentwicklungsprojekten beruhen:
- Workplans must account for friction
- Don’t give anyone an estimate off the top of your head
- Icebergs are always larger than they first appear
- You’re in stronger negotiating position when you have data to build your case
- Unless you record estimates and compare them to what actually happend, you will forever be guessing, not estimating
- Don’t change an estimate based on what the recipient wants to hear
- Stay off the critical path
- A task is either entirely done or it is not done: no partial credit
- The project team needs flexibility around at least one of the five dimensions of scope, schedule, budget, staff, and quality
- If you don’t control your project’s risk, they will control you
- The customer is not alway right
- We do too much pretending in software
Die deutsche Übersetzung der zwölf Lektionen stammt von mir:
- Arbeitspläne müssen die Reibung berücksichtigen
- Geben Sie niemandem eine spontane → Schätzung
- Sie sind in einer besseren Verhandlungsposition, wenn Sie Daten für Ihre Argumentation haben
- Eisberge sind immer größer, als sie zunächst erscheinen
- Solange Sie Ihre Schätzungen nicht aufzeichnen und mit den tatsächlich eingetretenen Ereignissen vergleichen, werden Sie immer nur → raten, statt zu → schätzen
- Ändern Sie eine Schätzung nicht, je nachdem, was der Empfänger hören möchte
- Bleiben Sie nicht auf dem kritischen Pfad
- Eine Aufgabe ist entweder vollständig erledigt oder sie ist nicht erledigt: Keine Teilanrechnung
- Das → Projektteam braucht Flexibilität in mindestens einer der fünf Dimensionen Umfang, → Terminplan, Budget, Personal und → Qualität
- Wenn Sie das Risiko Ihres Projekts nicht kontrollieren, wird es Sie kontrollieren
- Wir täuschen in der Software zu viel
- Der → Kunde hat nicht immer Recht
2.2 Die 10 Ansätze zur Murkserei nach Wytrzens
Wytrzens /Wytrzens23/ beschreibt 10 Ansätze, die zum Mißerfolg eines Projekts führen können:
- Ohne klaren Start beginnen und sich irgendwie in das Projekt „hineinschlittern“ lassen, zumal man so aller unnötigen Anfangseuphorie entkommt!
- Keine klaren → Ziele formulieren oder wenn schon, dann die Ziele dauernd ändern, damit Freiräume (für Spontaneität bis zur Konzeptlosigkeit) bleiben und sich die Sache irgendwie entwickeln kann!
- Keinen Abschluss definieren und schon gar nicht am Anfang an das Ende denken, sodass weder Torschlusspanik um sich greifen noch eine überflüssige Mobilisierung von Kräften zum Finale stattfinden kann, sondern das → Vorhaben zur unendlichen Geschichte gerät, welches dann irgendwann sanft entschlummern und versanden kann!
- Das Vorhaben ungeplant in Angriff nehmen, damit Raum bleibt für Improvisationskunst zur Kompensation von Planlosigkeit, denn irgendwie kommt man immer voran!
- Unklare Verantwortlichkeiten belassen, um bei Fehlschlägen über eine ausreichende Zahl an Sündenböcken zu verfügen und um Entscheidungsstrukturen soweit nur irgend möglich offen zu halten, sodass selbst zentrale Entschlüsse nicht unbedingt gefasst werden müssen; außerdem wird sich schon irgendwer um die Dinge kümmern, wenn sie wirklich dringend sind!
- Unzureichende Mittel vorsehen, denn schließlich gilt: „Irgendwas geht immer!“ und sonst käme bei den Mitwirkenden womöglich übertriebene → Motivation auf und dann wären sie womöglich schwer zu bändigen!
- Unkontrolliert arbeiten lassen, denn das erspart mühseliges Auf-die-Finger-Schauen genauso wie unangenehme Ermahnungen; es schafft Spannung und irgendwas wird schon herauskommen, wenn jeder feste werken darf!
- Auf jegliche Aufzeichnungen verzichten, das ist für große Geister bloße Zeitverschwendung; nur kleinkarierte Krämerseelen und biedere Buchhalternaturen geben sich mit Protokoll- und Berichtswesen ab. Da lebt es sich doch nach der Fledermausdevise viel unbeschwerter: „Selig ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!“
- Nicht um Zeit- und Kostenvorgaben kümmern, denn schließlich will man ja gute Arbeit leisten und in der Sache vorankommen, da ist ein Schielen auf eine allzu knappe Deadline oder/und den engen Finanzrahmen nur nervtötend und überdies gehen die Dinge immer irgendwie zusammen!
- Sich nicht zu sehr mit dem Vorhaben identifizieren, denn das könnte, vor allem wenn etwas schief läuft, Ärger geben!
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
A.1 Präsentationen
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A.2 Literatur
- /Wiegers21/ Karl Wiegers: Software Development Pearls. Lessons from Fifty Years of Software Experience, Addison-Wesley Professional, Boston, Massachusetts 2021, ISBN 978–0‑13–748777‑6
- /Wytrzens23/ Hans K. Wytrzens: Projektmanagement. Der erfolgreiche Einstieg, Facultas, Wien 6. Auflage 2023, ISBN 978–3‑7089–2311‑6
A.3 Weblinks
- /#NASA-Lessons-for-PM/ NASA — National Aeronautics and Space Administration: 100+ Lessons Learned for Project Managers (englisch)
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
/#V/ Verweis auf ein Video auf einer Website
Letzte Aktualisierung: 08.04.2023 © Peterjohann Consulting, 2005–2024