Fehlerschwere Fehlerzustände einordnen, um die Fehlerbehebung zu steuern 

Manage­ment-Zusam­men­fas­sung die­ses Bei­trags:
Die Feh­ler­schwe­re (auch Feh­ler­schwe­re­grad, engl. Seve­ri­ty) defi­niert die Aus­wir­kun­gen eines Feh­ler­zu­stands auf den lau­fen­den Betrieb.
In die­sem Bei­trag wird die Feh­ler­schwe­re und des­sen Ver­wen­dung beim → Soft­ware­test beschrie­ben geliefert.

Das → ISTQB ver­wen­det den Begriff Feh­ler­schwe­re­grad statt Feh­ler­schwe­re und defi­niert ihn wie folgt /ISTQB-→ Glos­sar/:
“Der Grad der Aus­wir­kun­gen, den ein → Feh­ler­zu­stand auf Ent­wick­lung oder Betrieb einer Kom­po­nen­te oder eines Sys­tems hat.”

Es geht somit in die­sem Bei­trag um die Bewer­tung des Feh­ler­zu­stands — Die Wir­kungs­ket­te von der → Fehl­hand­lung über den Feh­ler­zu­stand zur → Feh­ler­wir­kung ist in Abbil­dung 1 mit einem Bei­spiel dargestellt.

Die Wirkungskette von Fehlhandlung, Fehlerzustand und Fehlerwirkung, (C) Peterjohann Consulting, 2022-2024

Abbil­dung 1: Die Wir­kungs­ket­te von Fehl­hand­lung, Feh­ler­zu­stand und Fehlerwirkung

Anmer­kung: Es gibt auch den Ansatz, die Feh­ler­schwe­re in ers­ter Linie anhand der Feh­ler­wir­kung zu beur­tei­len. Die­ser Ansatz wird in die­sem Bei­trag nicht verfolgt.

Im prak­ti­schen Ein­satz wird die Feh­ler­schwe­re bei der → Test­durch­füh­rung benö­tigt, um zu ermit­teln, wel­che → Feh­ler (Bugs) spä­ter beho­ben wer­den müs­sen. Daher muss der Tes­ter jeden gefun­de­nen Feh­ler eine Feh­ler­schwe­re zuord­nen und dies im → Test­pro­to­koll ver­mer­ken (Punkt 1 im roten Kreis in Abbil­dung 2). Die ein­zel­nen Feh­ler­schwe­ren aus einem Test­durch­lauf wer­den im → Test­be­richt sum­ma­risch fest­ge­hal­ten (Punkt 2). Ist die Feh­ler­schwe­re ober­halb einer vor­her defi­nier­ten Schwel­le, muss (zwin­gend) ein Feh­ler­ti­cket (eigent­lich ein Feh­ler­be­richt, engl. Defect report) erstellt wer­den (Punkt 3). Ist ein Test­durch­lauf abge­schlos­sen, so kann in der Test­be­richt­erstat­tung ein wei­te­rer Ver­gleich ange­stellt wer­den, der die Feh­ler­ra­te und Feh­ler­schwe­ren aus ver­schie­de­nen Test­durch­läu­fen ver­gleicht (Punkt 4).

Die Fehlerschwere im Testprotokoll und in der Testauswertung, (C) Peterjohann Consulting, 2022-2024

Abbil­dung 2: Die Feh­ler­schwe­re im Test­pro­to­koll und in der Testauswertung

Die Feh­ler­schwe­re nach Spill­ner /Spillner19/ mit fünf Klas­sen (= Feh­ler­schwe­re­gra­de) ist in Abbil­dung 3 wie­der­ge­ge­ben. Ein sol­che Feh­ler­schwe­re-Ein­ord­nung wird im prak­ti­schen Ein­satz immer benö­tigt, wobei typi­scher­wei­se drei bis fünf Klas­sen oder Stu­fen zum Ein­satz kommen.

Fehlerschwere nach Spillner, (C) Peterjohann Consulting, 2022-2024

Abbil­dung 3: Feh­ler­schwe­re (nach /Spillner19/)

Aus der Feh­ler­schwe­re / dem Feh­ler­schwe­re­grad ergibt sich eine Hand­lungs­an­wei­sung, die bei­spiel­haft in Abbil­dung 4 dar­ge­stellt ist. Bei der Ent­de­ckung von gerin­gen Feh­lern wer­den die­se zwar im Feh­ler­pro­to­koll notiert, füh­ren aber nicht zu einem Feh­ler­ti­cket und damit auch nicht zu einer Fehlerbehebung.

Die Fehlerschwere und die Folgen, (C) Peterjohann Consulting, 2022-2024

Abbil­dung 4: Die Feh­ler­schwe­re und die Folgen

Anmer­kun­gen:

  • Die Fest­stel­lung, wel­che Feh­ler­schwe­re vor­liegt, erfolgt durch den Tes­ter. Die­ser benö­tigt jedoch eine Beschrei­bung, wel­che Feh­ler wie ein­zu­ord­nen sind, damit das Test­ergeb­nis trans­pa­rent wird
  • Wenn kei­ne Feh­ler­schwe­re erfasst wird, haben alle Feh­ler die glei­che Feh­ler­schwe­re und müs­sen somit alle als schwe­re Feh­ler behan­delt werden

Es kann für einen → Test­fall aus der Feh­ler­schwe­re auch ein Gesamt­feh­ler­schwe­re­wert ermit­telt wer­den, indem die ein­zel­nen Feh­ler­schwe­ren jeweils einem nume­ri­schen Wert zuge­ord­net wer­den, die dann sum­miert werden.

Ach­tung:
Die Feh­ler­schwe­re kann nicht direkt dazu her­an­ge­zo­gen wer­den, um die Feh­ler­be­he­bung zu steu­ern: Wenn bei­spiels­wei­se ein mit­tel­schwe­rer Feh­ler vor­liegt, so kann er unmit­tel­bar, ver­zö­gert oder nie beho­ben wer­den. Die Bestim­mung des “Feh­ler­be­he­bungs­grads” oder der “Feh­ler­be­he­bungs­prio­ri­tät” wird durch den Feh­ler­ma­na­ger vorgenommen.

Lite­ra­tur

  • /Spillner19/ Andre­as Spill­ner, Tilo Linz: Basis­wis­sen Soft­ware­test: Aus- und Wei­ter­bil­dung zum Cer­ti­fied Tes­ter – Foun­da­ti­on Level nach ISTQB-→ Stan­dard, dpunkt, Hei­del­berg 6. Auf­la­ge 2019, ISBN 978–3‑86490–583‑4

Web­links

Legen­de zu den Weblinks
/ / Ver­weis auf eine Web­site (all­ge­mein)
/*/ Ver­weis auf eine Web­site, die als Ergän­zung zu einem Buch dient
/#/ Ver­weis auf ein ein­zel­nes The­ma auf einer Website
/#V/ Ver­weis auf ein Video auf einer Website