Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Eine Fehlerkultur (engl. Failure Culture) ist in Organisationen wichtig, um den Umgang mit Fehlern so zu gestalten, dass einzelne Mitarbeiter an der Fehlerreduzierung und damit an der Qualitätsverbesserung teilhaben können.
In diesem Beitrag wird eine Beschreibung der Fehlerkultur in Organisationen geliefert.
Der Umgang mit Fehlern ist in Organisationen unterschiedlich. Eine “gute”, konstruktive Fehlerkultur zeichnet sich dadurch aus, dass → Fehler entdeckt, gemeldet und behoben werden (Abbildung 1). Diese Fehler können sich auf Produkte oder Prozesse / Vorgehensweisen beziehen. Das Gegenstück dazu ist eine destruktive Fehlerkultur.
Abbildung 1: Fehlerkultur — Destruktiv und Konstruktiv
1. Einleitung und Grundlagen
1.1 Definitionen
In der Wikipedia definiert die Fehlerkultur wie folgt /#Wiki-Fehlerkultur/:
“Der Begriff Fehlerkultur stammt aus den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und bezeichnet die Art und Weise, wie Gesellschaften, Kulturen und soziale Systeme mit Fehlern, Fehlerrisiken und Fehlerfolgen umgehen.”
In der Wikipedia steht zum Begriff Fehler /#Wiki-Fehler/:
“Ein Fehler ist die → Abweichung eines Zustands, Vorgangs oder Ergebnisses von einem → Standard, den Regeln oder einem Ziel.“
und anderer Stelle /#Wiki-Fehler_Begriffsklärung/:
“Merkmalswert, der die vorgegebenen Forderungen nicht erfüllt.”
1.2 Unterschiedliche Ansätze
Eine “gute” Fehlerkultur in einer Organisation kann verschiedene Ansätze gleichzeitig verfolgen. So wird ein Qualitätsmanager darauf drängen, möglichst wenig Fehler zu erzeugen, also eine Fehlervermeidungsstrategie verwenden. Bei der Forschung und Entwicklung (F&E, auch R&D — Research and Development) dürfte das anders aussehen: Dort geht es darum, neuartige Dinge auszuprobieren: Dabei sind Fehler durchaus erwünscht und müssen eingeplant werden.
Abbildung 2: Fehlerkultur in produzierenden Unternehmen
2. Fehlerwirkungsketten
Aus Fehlern — oder genauer: entdeckten Fehlern — entstehen Wirkungen. Aus der unmittelbaren Wirkung resultieren weitere, indirekte Wirkungen: Es entstehen Fehlerwirkungsketten, die sich insgesamt negativ auf das zwischenmenschliche Klima auswirken können.
2.1 Destruktives Verhalten — Der Teufelskreis
Ein Teufelskreis der Fehlerkultur ist in Abbildung 3 dargestellt. Er basiert darauf, dass entdeckte Fehler jemanden anzulasten sind (dem “Schuldigen”), der dann als “Täter” überführt ist und sich dann rechtfertigen muss. In der Regel wird dieser “Täter” dann verängstigt sein — und versuchen, keine Fehler mehr zu machen, die entdeckt werden könnten. Eine solche Fehlerkultur ist wenig → produktiv, da das Vermeiden oder Vertuschen von Fehlern im Vordergrund steht.
Abbildung 3: Der Teufelskreis der Fehlerkultur
2.2 Konstruktives Verhalten — Der Lernkreis
Als Gegenstück zum Teufelskreis kann ein Lernkreis zur Fehlerminimierung eingesetzt werden (Abbildung 4). Wird ein Fehler entdeckt, so wird die Fehlerursache gesucht und idealerweise auch gefunden, sodass sie dann beseitigt werden kann. Insgesamt wird dadurch die Fehleranfälligkeit reduziert.
Abbildung 4: Der Lernkreis der Fehlerkultur
3. Weiteres zur Fehlerkultur
Folgende Problemkreise treten vor allem bei der destruktiven Fehlerkultur auf:
- Wenn man den Fehler selber hervorgerufen hat, so führt in der Regel eine Meldung dieses Fehlers zur Reduzierung des eigenen Ansehens
- Fingerpointing / Blaming: Werden Fehler erkannt, so wird auf den Fehlerverursacher “gezeigt”, er wird verspottet
Ein Ansatz zur Fehlerkultur lautet: “Fail fast, fail offen” — “Schnelles Scheitern, häufiges Scheitern”. Das frühe und häufige Scheitern ist ein Grundsatz, um Dinge ausprobieren zu können, ohne die Fehlerkosten so hochzutreiben, dass sie nicht mehr tragbar sind.
4. Fehler sind nicht per se positiv
Eine gute Fehlerkultur bedeutet nicht, dass man Fehler beliebig häufig machen darf. Es sollte eher das Ziel sein, dass man aus Fehlern lernt und bereits aufgetretene Fehler nicht wiederholt. Zudem gibt es Berufe, in denen keine Fehler auftreten sollten: Hier sind insbesondere gemeint, bei denen es um die Sicherheit von “Leib und Leben” geht.
5. Sprüche zur Fehlerkultur
- “Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.” (Thomas A. Edison)
- “Wenn man Fehler machen darf, dann ist man integriert.” (unbekannt)
- “Wer Fehler gemacht hat, hat meistens nur Erfahrung gesammelt.” (Oscar Wilde)
- “Fehler dürfen nicht mit Schlamperei verwechselt werden.” (unbekannt)
Literatur
- /Brückner21/ Claudia Brückner: → Qualitätsmanagement und Fehlerkultur. Mit Fehlern gewinnbringend umgehen, Hanser, München 2021, ISBN 978–3‑446–46701‑9
- /Malik17/ Fredmund Malik: Gefährliche Managementwörter, Campus, Frankfurt 2. Auflage 2017, ISBN 978–3‑593–50540‑4
- /Schüttelkopf19/ Elke M. Schüttelkopf: Lernen aus Fehlern. Wie man aus Schaden klug wird, Haufe-Lexware, Freiburg 3. Auflage 2019, ISBN 978–3‑648–13478‑8
Weblinks
- /#Spiegel-Fehlerkultur-18/ Angst vor Gesichtsverlust. Jeder fünfte Angestellte beklagt schlechten Umgang mit Fehlern in der Firma im Spiegel Online vom 14.10.2018
- /#Wiki-Fehler/ Fehler in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-Fehlerkultur/ Fehlerkultur in der deutschen Wikipedia
- /#Wiki-Fehler_Begriffsklärung/ Fehler — Begriffsklärung in der deutschen Wikipedia
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Letzte Aktualisierung: 24.08.2023 © Peterjohann Consulting, 2005–2024