Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Die Fehlerschwere (auch Fehlerschweregrad, engl. Severity) definiert die Auswirkungen eines Fehlerzustands auf den laufenden Betrieb.
In diesem Beitrag wird die Fehlerschwere und dessen Verwendung beim → Softwaretest beschrieben geliefert.
Das → ISTQB verwendet den Begriff Fehlerschweregrad statt Fehlerschwere und definiert ihn wie folgt /ISTQB-→ Glossar/:
“Der Grad der Auswirkungen, den ein → Fehlerzustand auf Entwicklung oder Betrieb einer Komponente oder eines Systems hat.”
Es geht somit in diesem Beitrag um die Bewertung des Fehlerzustands — Die Wirkungskette von der → Fehlhandlung über den Fehlerzustand zur → Fehlerwirkung ist in Abbildung 1 mit einem Beispiel dargestellt.
Abbildung 1: Die Wirkungskette von Fehlhandlung, Fehlerzustand und Fehlerwirkung
Anmerkung: Es gibt auch den Ansatz, die Fehlerschwere in erster Linie anhand der Fehlerwirkung zu beurteilen. Dieser Ansatz wird in diesem Beitrag nicht verfolgt.
Im praktischen Einsatz wird die Fehlerschwere bei der → Testdurchführung benötigt, um zu ermitteln, welche → Fehler (Bugs) später behoben werden müssen. Daher muss der Tester jeden gefundenen Fehler eine Fehlerschwere zuordnen und dies im → Testprotokoll vermerken (Punkt 1 im roten Kreis in Abbildung 2). Die einzelnen Fehlerschweren aus einem Testdurchlauf werden im → Testbericht summarisch festgehalten (Punkt 2). Ist die Fehlerschwere oberhalb einer vorher definierten Schwelle, muss (zwingend) ein Fehlerticket (eigentlich ein Fehlerbericht, engl. Defect report) erstellt werden (Punkt 3). Ist ein Testdurchlauf abgeschlossen, so kann in der Testberichterstattung ein weiterer Vergleich angestellt werden, der die Fehlerrate und Fehlerschweren aus verschiedenen Testdurchläufen vergleicht (Punkt 4).
Abbildung 2: Die Fehlerschwere im Testprotokoll und in der Testauswertung
Die Fehlerschwere nach Spillner /Spillner19/ mit fünf Klassen (= Fehlerschweregrade) ist in Abbildung 3 wiedergegeben. Ein solche Fehlerschwere-Einordnung wird im praktischen Einsatz immer benötigt, wobei typischerweise drei bis fünf Klassen oder Stufen zum Einsatz kommen.
Abbildung 3: Fehlerschwere (nach /Spillner19/)
Aus der Fehlerschwere / dem Fehlerschweregrad ergibt sich eine Handlungsanweisung, die beispielhaft in Abbildung 4 dargestellt ist. Bei der Entdeckung von geringen Fehlern werden diese zwar im Fehlerprotokoll notiert, führen aber nicht zu einem Fehlerticket und damit auch nicht zu einer Fehlerbehebung.
Abbildung 4: Die Fehlerschwere und die Folgen
Anmerkungen:
- Die Feststellung, welche Fehlerschwere vorliegt, erfolgt durch den Tester. Dieser benötigt jedoch eine Beschreibung, welche Fehler wie einzuordnen sind, damit das Testergebnis transparent wird
- Wenn keine Fehlerschwere erfasst wird, haben alle Fehler die gleiche Fehlerschwere und müssen somit alle als schwere Fehler behandelt werden
Es kann für einen → Testfall aus der Fehlerschwere auch ein Gesamtfehlerschwerewert ermittelt werden, indem die einzelnen Fehlerschweren jeweils einem numerischen Wert zugeordnet werden, die dann summiert werden.
Achtung:
Die Fehlerschwere kann nicht direkt dazu herangezogen werden, um die Fehlerbehebung zu steuern: Wenn beispielsweise ein mittelschwerer Fehler vorliegt, so kann er unmittelbar, verzögert oder nie behoben werden. Die Bestimmung des “Fehlerbehebungsgrads” oder der “Fehlerbehebungspriorität” wird durch den Fehlermanager vorgenommen.
Literatur
- /Spillner19/ Andreas Spillner, Tilo Linz: Basiswissen Softwaretest: Aus- und Weiterbildung zum Certified Tester – Foundation Level nach ISTQB-→ Standard, dpunkt, Heidelberg 6. Auflage 2019, ISBN 978–3‑86490–583‑4
Weblinks
- /#Bitkom-→ Fehlerklassifikation-2007/ Bitkom e.V.: Fehlerklassifikation für Software. Leitfaden (pdf-Datei, 19 Seiten, deutsch) aus dem Jahr 2007
- /ISTQB-Glossar/ Das Glossar zum Softwaretest des ISTQB (Online; deutsch, andere Sprachen)
- /#Wiki-→ Fehlerklassifizierung/ Fehlerklassifizierung in der deutschen Wikipedia
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Letzte Aktualisierung: 14.05.2023 © Peterjohann Consulting, 2005–2024