1. Beschreibung
Die J‑Curve (oder auch J‑Kurve) der Veränderung beschreibt die Leistungsfähigkeit einer Person oder einer Gruppe nach einem Veränderungsimpuls. Sie ist ein Modell für das → Change Management.
Durch eine Veränderung (“einen Change”) soll die Leistung einer Person, einer Gruppe oder einer Organisation(seinheit) erhöht werden. Hierzu werden Maßnahmen durchgeführt, die einen Veränderungsimpuls hervorrufen. Dieser führt in den seltensten Fällen zu einer unmittelbaren Steigerung der Leistung, sondern es ist zunächst ein Leistungsabfall zu beobachten. Dieses Verhalten kann durch eine Kurve beschrieben werden, die eine J‑Form aufweist – die J‑Curve (rote Linie). In der Grafik gibt die gestrichelte Linie die gewünschte Leistung vor, die durch die Veränderung erreicht werden soll.
Abbildung 1.1: Die J‑Curve der Veränderung
Bei Veränderungen wirken Kräfte, die den gewünschten Veränderungseffekt hemmen oder fördern können. Diese werden in der J‑Curve-Darstellung hinzugefügt, um zu verdeutlichen, dass der unmittelbare Leistungsabfall und die nachfolgende Leistungserhöhung nicht nur durch den Veränderungsimpuls hervorgerufen werden, sondern insbesondere durch das Umfeld, welches die Kräfte beinhaltet, zurückzuführen ist.
Abbildung 1.2: Die J‑Curve der Veränderung mit wirkenden Kräften
Zur Ermittlung der hemmenden und fördernden Kräfte kann die Kraftfeldanalyse verwendet werden – diese wird in der Präsentation Projektmanagement: Change Management – Eine Übersicht – beschrieben.
2. Anmerkungen und Varianten
Auslöser eines Veränderungsimpulses können sein: Vorahnung, Schock, Angst, Zorn, gezielte Einflussnahme. Dies sind gleichzeitig auch hemmende oder fördernde Kräfte.
Werden Veränderungen nicht durch eine einzige Maßnahme (oder einen Impuls) herbeigeführt, so gibt es eine Reihe von Veränderungsimpulsen, die nacheinander wirken. Ein einzelner Impuls reicht (noch) nicht aus, um das gewünschte Leistungsniveau zu erreichen.
Abbildung 2.1: Die J‑Curve der Veränderung: Kaskadierende Variante (steigend)
Nicht immer folgt aus einem Veränderungsimpuls ein Ansteigen des Leistungsvermögens. Es kann auch zu einem Leistungsabfall kommen, bei dem jeder Veränderungsimpuls zu einem weiteren Absinken des Leistungsvermögens führt.
Abbildung 2.2: Die J‑Curve der Veränderung: Kaskadierende Variante (sinkend)
3. Einsatz
Die J‑Curve verdeutlicht, dass zwischen dem Beginn und dem Etablieren der Veränderung eine Zeitspanne liegt, in der das Leistungsniveau nicht auf dem höchsten Stand ist. Die Fragen in der Praxis sind nun:
- Wie lange dauert es, bis das geforderte oder gewünschte Leistungsniveau erreicht wird?
- Wie lange dauert es nach einem Veränderungsimpuls, bis das ursprünglichen Leistungsniveau wieder erreicht ist?
- Wie misst man die Leistungsfähigkeit?
- Wie fördert oder unterstützt man den Prozess der Leistungserhöhung?
Die J‑Curve gibt zu diesen Fragen keine Antworten, sondern dient lediglich zur Visualisierung. Jedoch kann durch Hinzufügen von Werten (mit Leistungsfähigkeiten vor und nach dem Veränderungsimpuls) die J‑Curve als Diskussionsgrundlage dienen.
Abbildung 3.1: Die J‑Curve der Veränderung mit Werten
In diesem Beispiel könnten die Fragen lauten:
- Ist das Absinken der Leistung (hier auf 50 %) tolerierbar?
- Wie groß darf der unmittelbare Gesamtleistungsverlust (orange Fläche) sein?
- Ist den Beteiligten klar, dass der Gesamtleistungsverlust erst zum → Zeitpunkt L wieder aufgeholt wird, da erst dann die zugewonnene Leistung (grüne Fläche) die gleiche Größenordnung erreicht?
4. Auch zu finden in
Die J‑Curve der Veränderung wird in folgenden → Präsentationen, Büchern und Weblinks beschrieben.
4.1 Eigene Präsentation
Inhalt | Typ |
---|---|
Projektmanagement: Change Management – Eine Übersicht |
4.2 Literatur
In der Literatur wird die J‑Curve nur in wenigen Büchern zum Change Management erläutert.
- /Jellison06/ Jerald M. Jellison: Managing the Dynamics of Change: The Fastest Path to Creating an Engaged and Productive Workplace, McGraw-Hill Professional, New York 2006, ISBN 978–0‑07–147044‑5
- /Leopold13/ Klaus Leopold, Siegfried Kaltenecker: → Kanban in der IT: Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung schaffen, Hanser, München 2. Auflage 2013, ISBN 978–3‑446–43826‑2
4.3 Weblinks
In der deutschen Wikipedia wird der Ursprung der J‑Kurve aus der Wirtschaftstheorie (Auswirkungen der Abwertung einer Währung) beschrieben – dort wird sie auch als “Hockeystick-Effekt” bezeichnet.
- /#Wiki-J-Curve/ J‑Curve in der deutschen Wikipedia
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
/#V/ Verweis auf ein Video auf einer Website
Letzte Aktualisierung: 01.07.2014 © Peterjohann Consulting, 2005–2024