1. Beschreibung
Das → Kano-Modell (nach Noriaki → Kano, 1978) dient der Analyse von Kundenwünschen und basiert auf Kundenbefragungen und statistischen Auswertungen. In diesem Modell werden die Kundenanforderungen in drei Arten von Anforderungen (auch Faktoren oder Merkmale genannt) unterteilt:
- Basisanforderungen (expected or basic requirements) sind selbstverständlich vorausgesetzte Systemmerkmale (“unterbewusstes Wissen”)
- Leistungsanforderungen (normal or performance requirements) sind explizit geforderten Systemmerkmale (“bewusstes Wissen”)
- Begeisterungsanforderungen (delightful or excitement requirements) sind Systemmerkmale, die der → Stakeholder nicht kennt, diese erst während der Benutzung entdeckt und dann Begeisterung bei ihm hervorrufen (“unbewusstes Wissen”)
Grafisch umgesetzt ergibt sich das Kano-Diagramm.
Abbildung 1.1: Das Kano-Diagramm: Darstellung
Im Kano-Diagramm wird der Erfüllungsgrad der (Kunden-)Anforderungen der Kundenzufriedenheit gegenübergestellt. Selbst wenn die Basisanforderungen (rote Linie) immer vollständig erfüllt sind, führt dies nicht zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Anders die Leistungsanforderungen (blaue Linie): Werden diese im Produkt umgesetzt, so können sie zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit beitragen. Allerdings führt die unvollständige Umsetzung dieser Anforderungen zur Unzufriedenheit beim Kunden. Die Begeisterungsanforderungen (grüne Linie) hingegen tragen unmittelbar zur Kundenzufriedenheit bei, selbst wenn sie nur unzureichend umgesetzt wurden.
Die Begeisterungsanforderungen werden im Laufe der Zeit zu Leistungsanforderungen und schließlich zu Basisanforderungen.
Die Anforderungen im Kano-Modell können folgendermaßen charakterisiert werden:
Abbildung 1.2: Die Anforderungen im Kano-Modell
Beispiele für die drei → Anforderungsarten im Kano-Modell:
Abbildung 1.3: Beispiele für Anforderungen im Kano-Modell
2. Anmerkungen und Varianten
Die Ermittlung der Anforderungen im Kano-Modell erfolgt durch den Kano-Fragebogen. Hierzu werden je zwei Fragen (1. funktional – Eigenschaft gegeben; 2. dysfunktional – Eigenschaft nicht gegeben) mit fünf Antwortmöglichkeiten (“das würde mich sehr freuen”, “das setze ich voraus”, “das ist mir egal”, “das könnte ich in Kauf nehmen”, “das würde mich stören”) vorgegeben.
3. Einsatz
Das Kano-Modell wird bei der Ermittlung von Anforderungen im → Requirements Engineering (RE) eingesetzt. Jedoch wird aufgrund des Aufwands meistens keine komplette Kano-Analyse (mit Fragebogen) durchgeführt. Dennoch werden alle drei Anforderungsarten implizit über die unterschiedlichen → Ermittlungstechniken erfasst.
Abbildung 3.1: Ermittlungstechniken im RE und das Kano-Modell (nach /Pohl11/)
In der Praxis sollte darauf geachtet werden, dass alle Basisanforderungen und Leistungsanforderungen weitestgehend vollständig im Produkt umgesetzt werden. Aber auch Begeisterungsanforderungen sollten vorhanden sein, um so den Kunden von der eigenen Innovationsfähigkeit zu überzeugen.
4. Auch zu finden in
Das Kano-Diagramm wird in folgenden → Präsentationen und Büchern beschrieben.
4.1 Eigene Präsentation
Inhalt | Typ |
---|---|
Requirements Engineering (und Business Analysis) – Eine Einführung (RE-Basispräsentation) |
4.2 Literatur
In der Literatur ist das Kano-Diagramm in der ein oder anderen Form häufiger zu finden, so z.B. in den hier aufgeführten Büchern.
- /Pohl11/ Klaus Pohl, Chris Rupp: Basiswissen Requirements Engineering: Aus- und Weiterbildung nach → IREB-→ Standard zum Certified Professional for Requirements Engineering – Foundation Level – IREB compliant, dpunkt, Heidelberg 3. Auflage 2011, ISBN 978–3‑89864–771‑7
- /Rupp09/ Chris Rupp: Requirements-Engineering und ‑Management: Professionelle, iterative Anforderungsanalyse für die Praxis, Hanser, München 5. Auflage 2009, ISBN 978–3‑446–41841‑7
4.3 Weblinks
- /#Wiki-Kano/ Kano-Modell in der deutschen Wikipedia
Legende zu den Weblinks
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Letzte Aktualisierung: 01.06.2014 © Peterjohann Consulting, 2005–2024