1. Beschreibung
Zur Visualisierung der (permanent zu überprüfenden) Hauptaspekte in einem Projekt wird häufig das “magische Dreieck” (selten auch als “eisernes Dreieck” bezeichnet) des Projektmanagements herangezogen (Abbildung 1.1). Dabei wird ein Dreieck verwendet, an dessen Ecken die Hauptaspekte notiert werden.
Abbildung 1.1: Das magische Dreieck des Projektmanagements
Die drei Hauptaspekte sind …
- Leistung oder Ergebnis (oder auch Umfang, manchmal stattdessen → Qualität; die Bezeichnung Leistung ist besonders häufig im → Projektcontrolling zu finden),
- Zeit (→ Dauer, Termin) und
- → Aufwand (Kosten).
In der üblichen Darstellung (wie in Abbildung 1.1) wird die Leistung an die Spitze des Dreiecks gesetzt, Zeit und Aufwand dann an die beiden unteren Enden. Die drei Aspekte werden permanent überprüft und abgeglichen; ein Projekt ist nur erfolgreich, wenn alle drei Aspekte ausreichend erfüllt werden — dies wird zu definierten Zeitpunkten, in der Regel Berichtszeitpunkten, überprüft und dann kommuniziert. Ein Projekt sollte zu jedem definierten → Zeitpunkt “in Time, in Budget and in Quality / Scope” (“im Zeit‑, Aufwands- und Leistungsrahmen”) sein.
Anhand des magischen Dreiecks kann verdeutlicht werden, dass die drei Aspekte voneinander abhängen. Möchte man beispielsweise die Leistung erhöhen, also den Umfang vergrößern, so muss man entweder den Aufwand vergrößern oder die Zeit verlängern. Abstrakt bedeutet dies, dass die Fläche des magischen Dreiecks gleich bleiben muss, wenn man die Aspekte verändert. Dies ist in Abbildung 1.2 dargestellt: Die grüne Fläche beschreibt die Ursprungsfläche des magischen Dreiecks.
Abbildung 1.2: Das magische Dreieck des Projektmanagements: Flächengleichheit
In der Literatur ist gelegentlich auch eine Variante zu finden, bei der nicht die Ecken, sondern die Seiten des Dreiecks beschriftet werden (Abbildung 1.3) und zudem noch der Begriff “Qualität” zentral in die Mitte des Dreiecks geschrieben wird. Die Bedeutung ist jedoch dieselbe wie bei der Ecken-Beschriftung.
Abbildung 1.3: Das magische Dreieck des Projektmanagements: Darstellungsvariante
2. Anmerkungen / Varianten
Das magische Dreieck ist in erster Linie im deutschen Sprachraum bekannt und entsprechend in der englischsprachigen Literatur kaum zu finden. Die Übersetzung lautet dann häufig “Triple Constraint”, “Iron Triangle” oder “Magic Triangle”, in der englischen Wikipedia ist der Begriff “Project management triangle” zu finden. Die drei Aspekte werden dann als “Scope, Time and Budget” übersetzt; das magische Dreieck visualisiert dann den Spruch “We are on Scope, on Time and on Budget”.
2.1 Ziele im Projekt und das magische Dreieck
Ein Projekt kann anhand der → Ziele überwacht und gesteuert (“controllt”) werden. Gleiches gilt für das magische Dreieck: Auch dieses wird zum Controlling herangezogen. Der Zusammenhang zwischen den Zielen, unterschieden in die beiden Zielkategorien “Sachziele” und “Abwicklungsziele”, ist in Abbildung 2.1 dargestellt. Als weiterer Aspekt ist die “Qualität” in die Mitte des Dreiecks geschrieben worden.
Abbildung 2.1: Das magische Dreieck und die Ziele im Projekt
Anstatt der Hauptaspekte Leistung, Zeit, Aufwand können die Ziele auch direkt an die Ecken des Dreiecks eingetragen werden, um so den Zusammenhang zwischen dem magischen Dreieck und den Zielen des Projekts zu betonen. Es ergibt sich eine Variante, die nachfolgend in Abbildung 2.2 dargestellt ist.
Abbildung 2.2: Das magische Dreieck und die Ziele im Projekt: Darstellungsvariante
2.2 Das Teufelsquadrat nach Sneed
Durch Aufteilen des Aspekts Leistung in “Quantität” und “Qualität” entsteht das “Teufelsquadrat”, welches insbesondere in der Software-Entwicklung beliebt ist (Abbildung 2.3).
Abbildung 2.3: Das Teufelsquadrat nach Sneed
Der Begriff “Teufelsquadrat” fußt auf der Erkenntnis, dass man durch Veränderung eines der Aspekte die anderen Aspekte ebenfalls mit verändert werden müssen – die aufgespannte Fläche muss erhalten bleiben. Soll beispielsweise (wie in Abbildung 2.3 angedeutet) die Qualität erhöht (Pfeil 1 in Abbildung 2.3) und die Entwicklungsdauer (Pfeil 2) verringert werden, so müssen die Kosten erhöht und die Quantität verringert werden. Das innere blaue Quadrat wird in ein flächengleiches rotes Viereck umgewandelt.
2.3 Der Projektdiamant
Der Projektdiamant ist im amerikanischen Sprachraum als “Project Management Diamond” bekannt. Er entsteht, wie das Teufelsquadrat nach Sneed, durch Aufteilen des Aspekts “Scope” in “Scope and Quality”, während “Time” und “Cost” beibehalten werden (Abbildung 2.4).
Abbildung 2.4: The Project Management Diamond
Diese Darstellung ist im deutschen Sprachraum so gut wie nie anzutreffen.
2.4 Das Siebeneck im Projektmanagement
Eine erweiterte Variante des magischen Dreiecks ist das Siebeneck im → Projektmanagement, welches entsteht, wenn man die Aspekte …
- Qualität (Quality),
- Kundenzufriedenheit (Customer Satisfaction),
- Risiko (Risk) und
- Ressourcen (Resources)
hinzufügt (Abbildung 2.5).
Abbildung 2.5: Das Siebeneck im Projektmanagement
Diese Darstellung ist in der Praxis eher selten anzutreffen.
3. Einsatz
Die Darstellung des magischen Dreiecks wird häufig im Projektcontrolling und bei der Beschreibung von Projektrisiken verwendet.
3.1 Das magische Dreieck und die Risiken
Zu jedem Aspekt im magischen Dreieck können typische Risiken auftreten. Bei Rohrschneider /Rohr06/ werden typische Risiken zu den drei Aspekten des magischen Dreiecks benannt und dabei zwischen Eigenleistung und fremder Leistung unterschieden (Abbildung 3.1):
- Leistung:
- Die erbrachte Leistung wird nicht vom Kunden oder → Auftraggeber anerkannt
- Die fremdbeschaffte Leistung entspricht nicht den eigenen Erwartungen
- Zeit:
- Die Fertigstellung der eigenen Leistung verzögert sich
- Die Bereitstellung / Zulieferung der fremd-beschafften Leistung verzögert sich
- Aufwand:
- Der Aufwand / die Kosten für die erbrachte Eigenleistung sind höher als geplant oder erwartet
- Der Aufwand / die Kosten für die fremdbeschaffte Leistung sind höher als geplant oder erwartet
Abbildung 3.1: Das magische Dreieck und typische Risiken
Wenn → Risikomanagement in Projekten betrieben werden sollen, so müssen zumindest die drei Aspekte des magischen Dreiecks berücksichtigt werden.
3.2 Das magische Dreieck und die Priorisierung
In Projekten können häufig nicht alle drei Aspekte des magischen Dreiecks gleichzeitig erreicht werden. Kerzner /Kerzner08/ empfiehlt zur Vermeidung von Konflikten, im Vorfeld eines Projekts den einzelnen Aspekten des magischen Dreiecks Prioritäten zuzuordnen (Abbildung 3.2).
Abbildung 3.2: Das magische Dreieck und die → Priorisierung
Die Festlegung der Prioritäten sollte durch den → Projektsponsor in Zusammenarbeit dem → Lenkungsausschuss erfolgen, am besten vor → Projektstart; sie kann auch aus der → Wirtschaftlichkeitsbetrachtung abgeleitet werden. In der Praxis wird eine Priorisierung erst dann vorgenommen, wenn es im laufenden Projekt zu Problemen kommt.
3.3 Das magische Dreieck mit Ampeln
Die → Ampeldarstellung kann zur vereinfachten Zusammenfassung des Projektstatus verwendet werden. Es wird hierzu beim magischen Dreieck für jede der drei Zielgrößen eine Ampel hinzugefügt (Abbildung 3.3). Es gilt dabei zu beachten:
- Die Grenzwerte für “grün”, “gelb” und “rot” müssen vorab — am besten durch den → Projektmanager und den Projektsponsor — festgelegt werden (siehe Legende in Abbildung 3.4)
- Durch Pfeile (rauf, runter, gleichbleibend) an den Ampeln werden die Veränderungen gegenüber dem letzten Stand festgehalten
Die Kommentierung der einzelnen Ampeln ist Pflicht; hier gibt es zwei mögliche, unterschiedliche Vorgaben:
- Jede Veränderung gegenüber dem letzten Stand muss erläutert werden
- Alle gelben und roten Ampeln müssen kommentiert werden
Abbildung 3.3: Magisches Dreieck mit Ampeln
Ist eine Ampel “grün”, so ist alles im Planbereich (“Projektablauf nicht gefährdet”), bei “gelb” gibt es relevante Planabweichungen (“Projektablauf / Teilziele gefährdet”) und bei “rot” ist eine massive → Abweichung vom Plan festzustellen (“Das Erreichen der Projektzielgröße ist gefährdet”).
Abbildung 3.4: Legende zum magischen Dreieck mit Ampeln
3.4 Das magische Dreieck im klassischen und agilen PM
Zur Verdeutlichung der Unterschiede zwischen klassischem und agilem Projektmanagement wird die übliche Darstellung (für das klassische PM) einer um 180 Grad gedrehten Variante (für das agile PM) gegenübergestellt (Abbildung 3.5).
Abbildung 3.5: Das magische Dreieck im klassischen und agilen PM
Dabei wird das klassische Projektmanagement folgendermaßen charakterisiert:
- Alle Anforderungen (die die Leistung beschreiben) sind vollständig definiert und festgeschrieben
- Der → Zeitraum ist geplant und damit mit Projektstart vorgegeben
- Der Aufwand (= Ressourcen wie Kosten und Mitarbeiter) können erhöht werden, um die Fertigstellung zu beschleunigen
Demgegenüber steht das agile Projektmanagement, für das festgehalten wird:
- Anforderungen sind grob beschrieben und priorisiert
- Im festgelegten Zeitraum müssen die wichtigsten Anforderungen umgesetzt werden
- Der Aufwand (= Ressourcen wie Kosten und Mitarbeiter) ist festgelegt und wird gesteuert, um innerhalb des Aufwandrahmens zu bleiben
4. Auch zu finden in
Das magische Dreieck ist in der ein oder anderen Form auch in folgenden → Präsentationen und Büchern enthalten.
4.1 Eigene Präsentationen
Inhalt | Typ |
---|---|
Projektmanagement – Eine Einführung (PM-Basispräsentation) | |
Projektmanagement: Controlling – Eine Übersicht |
4.2 Literatur
- /Fiedler13/ Rudolf Fiedler: Controlling von Projekten: Mit konkreten Beispielen aus der Unternehmenspraxis – Alle Aspekte der → Projektplanung, → Projektsteuerung und → Projektkontrolle, Vieweg + Teubner, Wiesbaden 6. Auflage 2013, ISBN 978–3‑8348–1769‑3
- /GPM12/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM3), → GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 5. Auflage 2012, ISBN 978–3‑924841–40‑9
- /Kerzner08/ Harold Kerzner: Projektmanagement – Ein systemorientierter Ansatz zur Planung und Steuerung, mitp, Bonn, 2. Auflage 2008, ISBN 978–3‑8266–1666‑2
- /Rohr06/ Uwe Rohrschneider: → Risikomanagement in Projekten: Die häufigsten Fallen und Gefahren – die besten Sofortmaßnahmen, Haufe, München 2006, ISBN 978–3‑448–06819‑1
Letzte Aktualisierung: 01.02.2014 © Peterjohann Consulting, 2005–2024