Management-Zusammenfassung dieses Beitrags:
Der Netzplan bildet die Vorgänge eines Projekt grafisch in Form eines Netzes ab. Er ist besonders hilfreich, wenn es darum geht, Berechnungen und Optimierungen an dem → Projektplan vorzunehmen.
In diesem Beitrag wird der Netzplan vorgestellt.
Generell ist der Netzplan eine zeitliche und logische Anordnung von Vorgängen in Projekten. Diese Anordnung kann tabellarisch oder grafisch erfolgen. Da er aus dem → Projektstrukturplan mit den dazugehörigen Arbeitspaketen abgeleitet wird, enthält er eindeutige Zuordnungen und hilft bei der Erstellung weiterer Pläne.
1. Einleitung und Grundlagen
1.1 Definitionen
Das → PMI definiert den Netzplan als “Netzplandiagramm des Projektterminplans” /PBG21‑d/ folgendermaßen:
“Netzplandiagramm des Projektterminplans / Project Schedule Network Diagram. Eine graphische Darstellung der logischen Anordnungsbeziehungen zwischen den Vorgängen des Projektterminplans.“
Als weiterer Begriff wird eingeführt:
“Netzplanweg / Network Path. Eine Abfolge von mittels logischer Anordnungsbeziehungen verbundener Vorgänge in einem Netzplandiagramm eines Projektterminplans.”
In der Wikipedia steht zum Netzplan /#Wiki-Netzplan/:
“Netzplan steht für:
Strukturentwürfe zur Steuerung und Überwachung von Projekten, siehe Netzplantechnik (…)”
1.2 Sprachliche Unterscheidungen
In diesem Beitrag wird unterschieden zwischen …
- der → Vorgangsliste (Tabelle) und
- dem Netzplan (= Ablaufplan, grafische Umsetzung der Vorgangsliste).
Diese Unterscheidung ist in der Literatur und in den Definitionen nicht immer strikt.
1.3 Gesamtablauf der Projektplanung
In Abbildung 1.1 ist der gesamte Planungsprozess dargestellt: Mit dem → Projektstart (mit Unterzeichnung des Projektauftrags und während der Durchführung des → Kick-off-Meetings) beginnt die Planung des Projekts. Hierzu wird zunächst der Projektstrukturplan erstellt, der die → Arbeitspakete als kleinste Einheiten beinhaltet. Die Arbeitspakete werden dann über die Vorgangsliste in eine logische Reihenfolge (mit zeitlichen Abhängigkeiten) gebracht. Aus der Vorgangsliste ergibt sich der (vorläufige) → Terminplan, der wiederum als Basis für den → Ressourcenplan dient. Die Kosten und der Kostenverlauf werden abschließend im Kostenplan ermittelt. Sollte sich im Verlauf des Planungsprozesses zeigen, dass die ermittelten Werte nicht zu den Projektzielen passen, so müssen (und können) einzelne Planungsstufen erneut durchlaufen werden.
Abbildung 1.1: Der Planungsprozess (schematisch)
In diesem Beitrag sind nur die beiden Punkte 2a und 2b relevant.
2. Die Arbeitspakete, die Vorgangsliste und der Netzplan
Die Vorgangsliste (engl. Activity List) ist eine tabellarische Aufzählung von Vorgängen eines Projekts (auch → Projektprozesse genannt). Typischerweise werden die Arbeitspakete aus dem Projektstrukturplan zu Vorgängen der Vorgangsliste, indem → Dauer, → Aufwand, Vorgänger (als → PSP-Code / AP-Nr.) und Nachfolger (auch als PSP-Code / AP-Nr.) notiert werden. Hierdurch werden die logischen Abhängigkeiten aufgezeigt.
In Abbildung 2.1 ist eine (leere) Vorgangsliste wiedergegeben. Es werden generell folgenden sechs Parameter erfasst:
- Der PSP-Code (auch AP-Nr.): Eindeutige Codierung des Vorgangs / des Arbeitspakete, der den Bezug zum Projektstrukturplan herstellt
- Der Vorgangsname definiert den Vorgang über diesen “sprechenden Namen”
- Die Dauer bezeichnet die Dauer für die Umsetzung des Vorgangs
- Der Aufwand kennzeichnet die Dauer für die Umsetzung des Vorgangs
- Der Vorgänger (falls vorhanden): Hier wird der Vorgang eingetragen, der unmittelbar vor diesem Vorgang ausgeführt werden muss
- Der Nachfolger (falls vorhanden): Hier wird der Vorgang eingetragen, der (unmittelbar) nach diesem Vorgang ausgeführt werden sollte
Abbildung 2.1: Die Vorgangsliste (schematisch)
Diejenigen Vorgänge, die keinen Vorgänger haben, sind die Startvorgänge, diejenigen, die keinen Nachfolger aufweisen, die Endvorgänge.
Abbildung 2.2 zeigt eine ausgefüllte Vorgangsliste an einem Beispiel: Hier soll eine alte Küche gegen eine neue ausgetauscht werden. Hierzu werden im Einzelnen folgende sechs Schritte ausgeführt:
- Es wird ein Küchenplan erstellt
- Es wird auf Basis des Küchenplans eine neue Küche bestellt
- Die Anlieferung wird koordiniert
- Die alte Küche wird abgebaut
- Die neue Küche wird eingebaut
- Die neue Küche wird in Betrieb genommen
Abbildung 2.2: Die Vorgangsliste (Beispiel Küche)
Aus der Vorgangsliste kann ein Netzplan gewonnen werden, indem die Vorgänge und die Abhängigkeiten durch Pfeile visualisiert werden. In Abbildung 2.3 ist für das Küchenbeispiel der Netzplan dargestellt.
Abbildung 2.3: Der Netzplan (schematisch, minimal, Beispiel Küche)
Füht man den einzelnen Vorgängen noch Dauern hinzu, indem die Dauer als Zahl hinter den PSP-Code geschrieben wird, ergibt sich eine Darstellung, wie sie in Abbildung 2.4 zu sehen ist.
Abbildung 2.4: Der Netzplan (schematisch, Beispiel Küche)
Aus der Vorgangsliste kann immer ein Netzplan erstellt werden, aus einem vollständigen Netzplan immer eine Vorgangsliste: Dies ist die Grundlage aller Projektmanagementsoftware-Systeme.
3. Der Einsatz des Netzplans
Aus dem fertigen Netzplan lassen sich einfach die Dauern, die → Aufwände und die Abhängigkeiten der einzelnen Vorgänge ermitteln. Damit ergibt sich bereits ein erster Hinweis auf die Gesamtdauer und den Gesamtaufwand des Projekts.
Mit der Netzplantechnik kann ein Netzplan verbessert werden, was in erster Linie die Reduzierung der Durchlaufzeit meint.
4. Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ) zum Netzplan
Einige Fragen zum Netzplan werden häufig gestellt – diese werden hier wiedergegeben und beantwortet.
- F: Muss immer ein Netzplan erstellt werden?
A: Ja und nein. Der Netzplan muss für die (internen) Projektberechnungen (an den Vorgängen / Arbeitspaketen) vorliegen. - F: Müssen die Arbeitspakete für den Netzplan vollständig erstellt sein?
A: Nein, aber die Dauer, die Aufwände und die Abhängigkeiten sollten benannt werden. Auf Kostenkalkulationen und Risikobetrachtungen kann zunächst verzichtet werden.
Haben Sie noch weitere Fragen oder möchten Sie Ergänzungen an der FAQ vornehmen? Am besten schreiben Sie mir hierzu eine E‑Mail an: kontakt@peterjohann-consulting.de.
A. Präsentationen, Literatur und Weblinks
A.1 Meine öffentliche Präsentation zur Netzplantechnik
Als Ergänzung zum Netzplan kann meine folgende Ausarbeitung herangezogen werden:
Inhalt | Typ |
---|---|
Projektmanagement: Netzplantechnik – Eine Übersicht |
A.2 Literatur
Folgende Bücher haben einen großen Anteil, der sich mit dem Netzplan beschäftigt:
- /DIN20/ DIN: → Projektmanagement. Netzplantechnik und Projektmanagementsysteme. DIN-Taschenbuch 472, Beuth, Berlin 4. Auflage 2020, ISBN 978–3‑410–30000‑7
- /GPM19/ Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement: Kompetenzbasiertes Projektmanagement (PM4), → GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 2019, ISBN 978–3‑924841–77‑5
- /Jenny19/ Bruno Jenny: Projektmanagement. Das Wissen für den Profi, Vdf Hochschulverlag, Zürich 4. Auflage 2019, ISBN 978–3‑7281–3967‑2
- /Noosten13/ Dirk Noosten: Netzplantechnik: Grundlagen und Anwendung im Bauprojektmanagement, Springer Vieweg, Wiesbaden 2013, ISBN 978–3‑658–00964‑9
- /Patzak17/ Gerold Patzak, Günter Rattay: Projektmanagement. Projekte, Projektportfolios, Programme und projektorientierte Unternehmen, Linde, Wien 7. Auflage 2017, ISBN 978–3‑7143–0321‑6
- /PBG21‑d/ Project Management Institute: A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide) und Der → Standard für das Projektmanagement, Project Management Institute, Philadelphia, Pennsylvania Siebte Ausgabe 2021, ISBN 978–1‑62825–695‑6
- /Schelle08/ Heinz Schelle, Roland Ottmann, Astrid Pfeiffer: → Projektmanager, GPM, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Nürnberg 3. Auflage 2008, ISBN 978–3‑9248–4126‑3
- /Schwarze14a/ Jochen Schwarze: Projektmanagement mit Netzplantechnik, NWB, Herne 11. Auflage 2014, ISBN 978–3‑482–65241‑7
- /Schwarze14b/ Jochen Schwarze: Aufgaben zur Netzplantechnik, NWB, Herne 6. Auflage 2014, ISBN 978–3‑482–56226‑6
- /Techt14/ Uwe Techt, Holger Lörz: Critical Chain. Beschleunigen Sie Ihr Projektmanagement, Haufe, München 3. Auflage 2014, ISBN 978–3‑648–05555‑7
- /Zell18/ Helmut Zell: Projektmanagement – lernen, lehren und für die Praxis, Books on Demand, Norderstedt 10. Auflage 2018, ISBN 978–3‑8370–0086‑3
A.3 Weblinks
- /#Wiki-Netzplan/ Netzplan in der deutschen Wikipediak
- /#Wiki-Netzplantechnik/ Netzplantechnik in der deutschen Wikipediak
- /#Wiki-→ Projektplanung/ Projektplanung in der deutschen Wikipedia
Legende zu den Weblinks
/ / Verweis auf eine Website (allgemein)
/*/ Verweis auf eine Website, die als Ergänzung zu einem Buch dient
/#/ Verweis auf ein einzelnes Thema auf einer Website
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Letzte Aktualisierung: 12.05.2022 © Peterjohann Consulting, 2005–2024