Validieren oder verifizieren? Welcher Begriff ist richtig?

Manage­ment-Zusam­men­fas­sung die­ses Bei­trags:
Die Begrif­fe Vali­die­ren und Veri­fi­zie­ren (jeweils von Anfor­de­run­gen) wer­den bei­de im → Requi­re­ments Engi­nee­ring und in der → Busi­ness Ana­ly­sis benutzt. Um eine Ver­wech­se­lung zu ver­mei­den, soll­te eine Unter­schei­dung die­ser Begrif­fe vor­ge­nom­men wer­den.
In die­sem Bei­trag wird eine Beschrei­bung der bei­den Begrif­fe geliefert.

Die bei­den Begrif­fe kön­nen fol­gen­der­ma­ßen cha­rak­te­ri­siert werden:

  • Vali­die­ren: → Prü­fen von Anfor­de­run­gen oder Anfor­de­rungs­spe­zi­fi­ka­tio­nen gegen die Anfor­de­run­gen und Bedürf­nis­se der → Stake­hol­der — “Abge­stimm­te → Zie­le” gegen “Papier”
  • Veri­fi­zie­ren: Prü­fen von umge­setz­ten Anfor­de­run­gen oder Anfor­de­rungs­spe­zi­fi­ka­tio­nen gegen die for­mu­lier­ten Anfor­de­run­gen oder Anfor­de­rungs­spe­zi­fi­ka­tio­nen — “Pro­dukt” gegen “Papier”

Ebert /Ebert19/ defi­niert die bei­den Begrif­fe wie folgt:

  • “Vali­die­rung: → Prü­fung der Ergeb­nis­se in Bezug auf die ursprüng­li­chen Anfor­de­run­gen (“doing the right things”). Teil der Qualitätskontrolle
  • Veri­fi­ka­ti­on: Prü­fung der Pro­zess­ergeb­nis­se hin­sicht­lich der anzu­wen­den­den Pro­zess­vor­ga­ben (“doing things right”). Teil der Qualitätskontrolle”

Im BABOK /BBG17‑d/ wer­den Vali­die­rung und Veri­fi­ka­ti­on so beschrieben:

  • “Vali­die­rung (vali­da­ti­on): Pro­zess der Über­prü­fung, ob ein Ergeb­nis für die beab­sich­tig­te Ver­wen­dung geeig­net ist
  • Veri­fi­zie­rung (veri­fi­ca­ti­on): Pro­zess der Über­prü­fung von Arbeits­er­geb­nis­sen im Hin­blick dar­auf, ob sie einen ange­mes­se­nen Qua­li­täts­stan­dard erreichen”

Das → PMI /PMG-BA17/ definiert:

  • “Vali­da­ti­on: The assu­rance that a pro­duct, ser­vice, or result meets the needs of the cus­to­mer and other iden­ti­fied stake­hol­ders. Con­trast with verification
  • Veri­fi­ca­ti­on: The eva­lua­ti­on of whe­ther or not a pro­duct, ser­vice, or result com­pli­es with a regu­la­ti­on, requi­re­ment, spe­cifi­ca­ti­on, or impo­sed con­di­ti­on. Con­trast with validation”

Beim → ISTQB fin­den sich fol­gen­de Beschrei­bun­gen /ISTQB-→ Glos­sar/:

  • “Veri­fi­zie­rung / Veri­fi­ka­ti­on: Bestä­ti­gung durch Bereit­stel­lung eines objek­ti­ven Nach­wei­ses, dass fest­ge­leg­te Anfor­de­run­gen erfüllt wor­den sind
  • Vali­die­rung: Bestä­ti­gung durch Bereit­stel­lung eines objek­ti­ven Nach­wei­ses, dass die Anfor­de­run­gen für einen spe­zi­fi­schen beab­sich­tig­ten Gebrauch oder eine spe­zi­fi­sche beab­sich­tig­te Anwen­dung erfüllt wor­den sind”

Die Unter­schie­de von Vali­die­ren und Veri­fi­zie­ren / Vali­die­rung und Veri­fi­zie­rung (im Requi­re­ments Engi­nee­ring) sind in Abbil­dung 1 wiedergegeben.

Unterschiede Validieren und Verifizieren, (C) Peterjohann Consulting, 2020-2024

Abbil­dung 1: Unter­schie­de Vali­die­ren und Verifizieren

Ergän­zend wer­den im BABOK /BBG17‑d/ fol­gen­de Begrif­fe verwendet:

  • “Vali­dier­te Anfor­de­rung (vali­da­ted requi­re­ment): Eine bereits dar­auf über­prüf­te Anfor­de­rung, dass sie dazu bei­trägt, einen bestimm­ten Nut­zen zu brin­gen und inner­halb des vor­ge­ge­be­nen Rah­mens (scope) liegt
  • Veri­fi­zier­te Anfor­de­rung (veri­fied requi­re­ment): Über­prüf­te Anfor­de­rung, bei der fest­ge­stellt wur­de, dass sie kor­rekt defi­niert ist, Stan­dards oder Richt­li­ni­en genügt und in einem ange­mes­se­nen Detail­lie­rungs­grad dar­ge­stellt wird
  • Vali­die­rungs­mo­dell (pro­of of con­cept): Modell, das dazu dient, das Design einer Lösung zu über­prü­fen, ohne die äuße­re Form, die not­wen­di­gen Res­sour­cen oder die fer­ti­gen Pro­zes­se zu zei­gen, die von den Anwen­dern genutzt werden”

Eine Gegen­über­stel­lung der bei­den Begrif­fe ist in Abbil­dung 2 in tabel­la­ri­scher Form dar­ge­stellt.
Wesent­li­che Unter­schie­de sind:

  • Die Vali­die­rung soll­te mög­lichst früh begon­nen wer­den und ist ein fort­lau­fen­der Pro­zess; das Veri­fi­zie­ren erfolgt typi­scher­wei­se mit dem Abschluss einer Umsetzungsphase
  • Typi­sche Hilfs­mit­tel bei der Vali­die­rung sind die Stake­hol­der­be­fra­gung und Pro­to­ty­pen, wäh­rend bei der Veri­fi­ka­ti­on häu­fig (Tei­le von) Abnahmekataloge(n) und → Check­lis­ten zum Ein­satz kommen
Gegenüberstellung von Validieren und Verifizieren, (C) Peterjohann Consulting, 2020-2024

Abbil­dung 2: Gegen­über­stel­lung von Vali­die­ren und Verifizieren

Die Begrif­fe Vali­die­ren und Veri­fi­zie­ren fin­den sich auch im → V‑Modell für die → Soft­ware­ent­wick­lung wie­der (Abbil­dung 3): Auf der obe­ren Stu­fe (Requi­re­ments / Anfor­de­run­gen) wer­den Busi­ness- oder Stake­hol­der-Anfor­de­run­gen erfasst. Die­se wer­den (spä­ter) im Ver­lauf eines Pro­jekts im → Abnah­me­test vali­diert. Die dar­un­ter­lie­gen­den Stu­fen wer­den im → Soft­ware­test veri­fi­ziert, d.h. es wird über­prüft, ob die imple­men­tier­te Soft­ware die Anfor­de­run­gen erfüllt.

Das V-Modell im Software Engineering mit Zuordnung von Tätigkeiten, (C) Peterjohann Consulting, 2022-2024

Abbil­dung 3: Das V‑Modell im → Soft­ware Engi­nee­ring mit Zuord­nung von Tätigkeiten

Anmer­kung:

  • Aus dem Verb “Veri­fi­zie­ren” kön­nen die Begrif­fe “Veri­fi­zie­rung” (der Vor­gang des Veri­fi­zie­rens) und Veri­fi­ka­ti­on (das Ergeb­nis des Veri­fi­zie­rens) abge­lei­tet wer­den. Aus “Vali­die­ren” kann nur “Vali­die­rung” abge­lei­tet wer­den, den Begriff “Vali­di­ka­ti­on” gibt es nicht und “Vali­da­ti­on” ist ein Begriff aus der Pflege

Lite­ra­tur

  • /BBG17‑d/ → IIBA: BABOK v3: Leit­fa­den zur Busi­ness-Ana­ly­se BABOK Gui­de 3.0, Dr. Götz Schmidt, Wet­ten­berg 2017, ISBN 978–3‑945997–03‑1
  • /Ebert19/ Chris­tof Ebert: Sys­te­ma­ti­sches Requi­re­ments Engi­nee­ring. Anfor­de­run­gen ermit­teln, doku­men­tie­ren, ana­ly­sie­ren und ver­wal­ten, dpunkt, Hei­del­berg 6. Auf­la­ge 2019, ISBN 978–3‑86490–562‑9
  • /PMG-BA17/ Pro­ject Manage­ment Insti­tu­te: The PMI Gui­de to Busi­ness Ana­ly­sis, Pro­ject Manage­ment Insti­tu­te, Phil­adel­phia, Penn­syl­va­nia 2017, ISBN 978–1‑62825–198‑2

Web­links

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